Georg Magirius... und seine Bücher |
|||||
Sammelband |
Kurzbeschreibung: 24 Gedichte und Geschichten stellen die Hessentagstadt Rüsselsheim vor, wie es T-Shirt, Kaffeetasse, Spielzeug-Astra und andere Souvenirs nicht können. Der promovierte Philosoph, ehemalige Werkzeugmacher bei der Adam Opel AG und einstige Bundesminister Norbert Blüm erinnert an Pfarrer Gernot Jung. Otti Geschka schreibt über ihre Zeit als Oberbürgermeisterin, die Olympiaschwimmerin Meike Freitag über einen Spielzeugbagger und Carlo und Sonja von Opel über die Familie Opel. Georg Magirius erzählt, wie sich das Stadion am Sommerdamm der Monogamisierung aller spielerischen Bewegung in Richtung Fußball widersetzt. Die weiteren Autoren: Helma
Bandt, Karina Becker, Jutta Breitlow-Pöller, Kaoutar Brigach, Pierre Dietz, Manfred
Eberlein, Eva George, Monika Jack-Schmitt, Sarah Kind, Helena Koch, Viola
Köble, Yara Nauheimer, Monika Reber, Klara Reifstadt, P. Saarländer,
Gertrud Scharning, Gerhard P. Steil und Irene Wohlfahrt Die Herausgeberin: Hannah Winkler ist 1984 in Rüsselsheim geboren, dort aufgewachsen und lebt heute in Gustavsburg. Sie hat mehrere Bücher herausgegeben oder selbst verfasst, etwa „31x Weihnachten“. Internet: www.hessentagsbuch.de
Die Illustratorin: Verena Grund wurde 1985 in Rüsselsheim geboren und geht dort ihrer künstlerischen Arbeit nach, insbesondere der Acrylmalerei und der Aquarellmalerei. Mit ihren expressiv-abstrakten Gestaltungen will sie den Betrachtern bewusst Freiräume zu eigenen Inerpretationen ermöglichen. Internet: www.verena-grund.de
Leseprobe: Georg Magirius: Geboren für ein Stadion
(...) Ganz in der Nähe meiner Geburtstadt bin ich aufgewachsen, war in ihr allerdings so gut wie nie. Nur wenn im dortigen Stadion Sportfeste gefeiert wurden. Dann war ich eingeladen, weil ich Läufer war, der mit anderen über die Laufbahn rannte, manchmal war es wie ein Gleiten – auf keinen Fall ein Stampfen. Denn rustikale Bewegungen verhinderte die Aschenbahn, die über ein weiches und elegantes Timbre verfügte. Das klingt in den Ohren
vieler gewiss absonderlich, aber für jemanden, der mit dem Laufen auf den
unterschiedlichsten Untergründen zurechtzukommen hatte, war diese Bahn ein
Luxus. Aschenbahnen, die es heute kaum noch gibt, bedürfen gehöriger Pflege. Dann
sind sie nicht gewöhnlich, wie das Wort Asche signalisieren mag. Die Bahn am
Sommerdamm wirkte dank ihrer Farbe wie ein hellroter Teppich, auf dem an Sportfesten
aristokratisch fein und weiß die Linien gemalt waren. Für meine Füße fühlte sich die Bahn
fast wie ein Wunder an. Denn sie besaß nicht wie andere Bahnen kniehohes
Unkraut, war nicht betonähnlich versteinert und ließ beim erstbesten Regen auch
nicht unüberwindliche Seen entstehen. Verkläre ich? Gewiss. So ist das bei einer
Geburtsstadt, zu der man als Kind ein oder zwei Mal im Jahr wie zu einem
Wallfahrtsort aufbrach, um ein großes Fest zu feiern. Dazu hatte das Stadion riesige Pappeln!
Und eine Tribüne, auf der Sportler saßen, die gerade nicht am Rennen waren. Sie
klatschten, wenn die Laufenden sich dem Ziel näherten. Gelassen und freundlich
klang der Beifall, so völlig anders als bei Fußballspielen, sodass ich denke: Die
heutige Monogamisierung aller spielerischen Bewegung in Richtung Fußball ist
ein Skandal, nämlich der Wille zur Vernichtung einer gelassenen Freundlichkeit,
wie sie auf der Tribüne in Rüsselheim gewiss noch heute zu erleben ist (...)
Rechtzeitig von
Neuerscheinungen
erfahren? |
||||
Georg Magirius
Waidmannstraße 23 D-60596 Frankfurt am
Main |